Eifelwasser für die Römer

Sie liebten es! Speziell das harte - weil kalkreiche - Wasser der Eifel war so ganz nach ihrem Geschmack. So sehr, dass sie keine Mühe scheuten, um das Wasser nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA), das heutige Köln, zu leiten.
Die römische Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Die römische Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Die römische Eifelwasserleitung, auch Römerkanal genannt, gilt als längstes Aquädukt nördlich der Alpen und ist eines der längsten Aquädukte des gesamten römischen Reichs. In Köln speisten sie damit öffentliche Laufbrunnen, die im Abstand von höchstens 50 m in der Stadt angebracht waren, öffentliche Latrinen, Thermen und private Haushalte.

Fotos: Loni Liebermann

Die römische Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Die römische Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Köln war zur Römerzeit Garnisonsstadt und Sitz des Statthalters der Provinz germania inferior. Für damalige Verhältnisse war sie mit etwa 20.000 Einwohnern eine außergewöhnlich große Stadt. Fünf kalkhaltige Quellen aus der Region Sötenicher Kalkmulde lieferten das Wasser für die Bewohner. Eine der Quellfassungen, Grüner Pütz genannt, befindet sich zwischen Kall und Nettersheim im Tal der Urft.

Medusenhaupt an der römischen Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Medusenhaupt an der römischen Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Zwei Darstellungen eines Medusenhaupts zieren die Brunnenstube. Medusa war die Tochter zweier griechischen Meeresgottheiten und stand damit in Verbindung zum Element Wasser.

Die römische Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Die Brunnenstube "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Eine 80 m langen Sickerwasserleitung sammelte das Sickerwasser des Talhangs und leitete es in eine Brunnenstube. Hier klärte sich das Wasser, bevor es in den Kanal floss. Die Quellfassung wurde 1952 von ausgegraben und 1975 restauriert.

Die römische Wasserleitung bei der Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Die römische Wasserleitung bei der Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Ein freigelegter Abschnitt der Wasserleitung. Ursprünglich war sie hier mit Steinplatten vollständig abgedeckt. Die Konstruktion der Leitung zeugt vom außergewöhnlichen Können der römischen Ingenieure. Dieser technische Stand wurde danach erst wieder im 19. Jahrhundert erreicht. Der Kanal hatte eine Gesamtlänge von über 100 km und auf diese Länge musste über Flusstäler und Berge hinweg ein konstantes Gefälle bemessen werden.

Die römische Wasserleitung bei der Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Die römische Wasserleitung bei der Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Für den Bau der Wasserleitung verwendeten die Römer einen speziellen Beton, der sogar unter Wasser aushärten konnte und so stabil war, dass er bis heute hält. Er würde auch heute noch den Normen für diesen Baustoff genügen.

Hier finden Sie ausführliche Informationen zur Konstruktion der Wasserleitung

Die römische Wasserleitung bei der Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Die römische Wasserleitung bei der Quellfassung "Grüner Pütz", Urfttal bei Nettersheim

Etwa 180 Jahre, von 80 bis ungefähr 260 n. Chr., flossen täglich 20 Millionen Liter Trinkwasser nach Köln. Die Leitung musste während dieser Zeit ständig gewartet, ausgebessert, gereinigt und von Sinter, d.h. Kalkablagerungen, befreit werden.

Beim Naturzentrum in Nettersheim

Rekonstruktion eines Abschnitts beim Naturzentrum in Nettersheim

Teilstück einer römischen Wasserleitung in Kall

Teilstück einer römischen Wasserleitung in Kall

Der Römerkanal-Wanderweg führt auf 7 Etappen zwischen 13 und 22 km Länge auf einer Gesamtstrecke von 115 km vom Grünen Pütz bis Köln.

Aquaeduktbrücke von Mechernich-Vollem

Aquaeduktbrücke von Mechernich-Vollem

Diese kleine Aquäduktbrücke errichteten die Römer, um eine Wasserleitung über den Kallmuther Bach zu führen. Durch das Aquädukt floss sauberes Eifelwasser nach Colonia Agrippina, das heutige Köln.
Die Aquaeduktbrücke von Mechernich-Vussem

Rekonstruierte Aquäduktbrücke von Mechernich-Vussem

Die römische Aquäduktbrücke von Mechernich-Vussem führte über ein Nebental des Veybachs. Sie war bis zu 10 m hoch, bestand aus 10-12 Pfeilern und hatte eine Länge von 80 m.

Bendiktinerabtei Maria Laach

Bendiktinerabtei Maria Laach

Ein weiterer Bestandteil der Wasserleitung war im ganzen Rheinland begehrt: der Eifelmarmor. Kein Marmor im engeren Sinn, handelte es sich doch um Kalkablagerungen innerhalb des römischen Kanals. Bis zu 30 cm dick konnte das Sintergestein werden. Es hatte eine rötlich-braune Färbung, eine interessante Maserung und ließ sich gut polieren. Säulen, Fensterlaibungen und sogar Altarplatten wurden daraus angefertigt.

So wurden auch die beiden vorderen Säulen des spätromanischen, sechseckigen Baldachin über dem Altar der Abteikirche Maria Laach aus dem Aquädukt-Marmor der römischen Eifel-Wasserleitung gebaut.

Viele interessante Infos und Beispiele für die Verwendung des Aquädukt- oder Eifelmarmors finden Sie auf der Webseite von Freundeskreis Römerkanal

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