Kleine Wanderung zum Kreuz der Verlobten

Ein schlichtes Holzkreuz zeugt von einem wahrhaft tragischen Unglück, das sich 1871 im Hohen Venn bei Baraque Michel an einem kalten Januartag ereignete.
Eine 5,25 km lange Venn-Wanderung bei Baraque Michel
Grenzstein 152 im Hohen Venn

La Vêcquée mit Grenzstein 152

Von der Kapelle Fischbach bei Baraque Michel aus führt ein sehr alter Weg in südwestlicher Richtung durch das Venn. Bereits die Kelten nutzten diese Passage durch das moorige Hochplateau und später legten die Römer hier eine Straße an.

Fotos: Loni Liebermann

Aussichtsplattform im "Großen Venn" bei der Römerstraße "La Vêcquée"

Aussichtsplattform bei der Römerstraße "La Vêcquée"

In der jüngeren Vergangenheit verlief entlang dem La Vêcquée genannten Weg die Grenze zwischen dem Königreich der Vereinigten Niederlande (ab 1830 dem Königreich Belgien) und dem Königreich Preußen. Nummerierte Grenzsteine markierten gemäß den Entscheidungen des Wiener Kongresses von 1815 den ehemaligen Grenzverlauf. Viele dieser Grenzsteine sind auch heute noch erhalten.

Markierung der ehemaligen Grenze zwischen dem Königreich der Vereinigten Niederlande) und dem Königreich Preußen

Markierung der ehemaligen Grenze zwischen dem Königreich der Vereinigten Niederlande) und dem Königreich Preußen

Nördlich des Wegs liegt das Große Venn und südlich davon Venngebiet Herbôfaye.

Kreuz der Verlobten / Croix des Fiancés beim Grenzstein 151 im Hohen Venn

Kreuz der Verlobten (Croix des Fiancés) beim Grenzstein 151

An einem Januartag 1871 machten sich François (Franz) Reiff und Maria Josepha Solheid in Jalhay um die Mittagszeit auf den Weg, um im ca. 20 km entfernten Xhoffraix, dem Geburtsort Marias, die Papiere für die geplante Hochzeit zu besorgen. Sie kannten den Weg und achteten nicht auf die Warnungen ihrer Wirtsleute. Schnee begann zu fallen. Er bedeckte die Wege und sie wurden immer schwerer erkennbar. Die Orientierung fiel ihnen im dichten Schneegestöber immer schwerer.

Kreuz der Verlobten / Croix des Fiancés im Hohen Venn

Das Kreuz der Verlobten im Hohen Venn

Geschwächt von Hunger und Kälte brach Maria ohnmächtig zusammen. Ihr Verlobter dachte, sie wäre tot und versuchte zurück zu gehen. Doch er verirrte sich im Schneegestöber und erfror.

Maria jedoch erwachte wieder und versuchte verzweifelt, alleine weiter zu gehen. In der Nähe des Grenzsteins 151, nur 1,8 km vor Baraque Michel, verließen sie die Kräfte und sie starb. Tiefer Schnee legte sich auf die Toten. Sie wurden erst Wochen später gefunden. An dieser Stell wurde später das Kreuz der Verlobten (Croix des Financés) errichtet.

Jägerstand im Herbôfaye, Hohes Venn

Pfad und Jägerstand im Herbôfaye, Hohes Venn

Vom Kreuz der Verlobten 200 m weiter auf dem Weg La Vêcquée weitergehen, dann nach links abbiegen. Am Ende der Forststraße, wenn das offene Venn beginnt, dem markierten Pfad nach rechts folgen. Nach etwa 100 m nach links abbiegen und weiter immen dem Waldrand entlang zurück zum Ausgangspunkt.

Eine 5,3 km lange Wanderung und GPX-Daten zum Download auf Komoot

Im Herbôfaye, Hohes Venn bei Baraque Michel

Abendstimmung im Herbôfaye, Hohes Venn bei Baraque Michel

Auf dem Wegabschnitt gibt es immer wieder schöne Ausblicke auf das Herbôfaye.

Im Herbôfaye, Hohes Venn bei Baraque Michel

Abendstimmung im Herbôfaye, Hohes Venn bei Baraque Michel

Wenn es langsam dunkel wird, bekommt man - besonders auf den Nebenstrecken - einen Eidruck von der Einsamkeit auf Weiten des Venns.

Bemooste Baumstämme im Herbôfaye (Hohes Venn bei Baraque Michel)

Bemooste Baumstämme im Herbôfaye (Hohes Venn bei Baraque Michel)

Wanderweg im Herbôfaye, Hohes Venn bei Baraque Michel

Wanderweg im Herbôfaye, Hohes Venn bei Baraque Michel

Zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter: wasserdichte Schuhe mit gutem Profil sind im Hohen Venn ein Muss ...

Abendstimmung bei der Kapelle Fischbach, Hohes Venn

Abendstimmung bei der Kapelle Fischbach, Hohes Venn

Im Turm der 1831 errichteten Kapelle ließ der Erbauer, Henri-Toussaint Fischbach ein Licht anbringen, das Verirrten den Weg weisen sollte. Bei Baraque Michel gibt es eine Nebelglocke, die bei Nebel und Unwetter ebenfalls der Orientierung diente. Bereits nach 10 Jahren retteten das Licht und die Glocke 93 Personen aus Lebensgefahr.