Ein alter Pilgerweg, der von Aachen nach Trier führte durchquerte südlich von Roetgen ein ausgedehntes Waldgebiet, den Hertogenwald. Im 13. Jahrhundert gab es mitten in diesem Wald eine Einsiedelei. Daraus entwickelte sich der Reinartzhof, eine kleine Siedlung von drei Bauernhöfen mit sechs Familien.

Fotos: Loni Liebermann

So einsam gelegen, musste die Siedlung bis in die Moderne weitgehend autark sein: ohne elektrischen Strom oder Leitungswasser. Als die benachbarte Wesertalsperre zur Trinkwassergewinnung genutzt werden sollte, erging 1958 der Erlass, dass die Siedlung geräumt werden musste um die Wasserqualität zu gewährleisten. Die letzte Familie verließ ihren Hof 1971. Um zu verhindern, dass Leute zurückkehrten, wurden die Häuse rdanach zerstört.

Der Hertogenwald ist mit mehr als 6.000 Hektar Waldfläche das größtes Waldmassiv Belgiens. Das Gebiet liegt östlich und südöstlich von Eupen. Es ist unterteilt in den Ost- und Westhertogenwald. Die Wüstung Reinartzhof liegt im Osthertogenwald.

Der Gedenkstein beim Reinartzhof erinnert an die Tradition, Pilgern und Reisenden auf den langen und auch gefährlichen Wegen durch das Waldgebiet eine Orientierung zu geben, indem man eine Glocke läutete. An einer Wegekreuzung gelegen, war das Anwesen früher eine wichtige Station in der einsamen Landschaft.

Die Inschrift: Ave Maria so stand auf dem alten Glöcklein das hier den Reisenden in Nacht und Nebel den Weg wies Ave Maria so beteten die vielen Pilger die hier im Hochmittelalter etwa von 1100 – 1400 auf dem Weg von Aachen nach Trier gastliche Aufnahme fanden Ave Maria so grüßt auch heute der Wanderer unsere Liebe Frau vom Reinhart

Auch dieser Gedenkstein befindet sich in der Nähe des Reinartzhofs.

Seine Inschrift: O Wanderer sei eingedenk der Abgeschiedenen die in dieser Einsamkeit gelebt Mein Jesus Barmherzigkeit süsses Herz Maria sei meine Rettung Ehre sei Ihrem Andenken Friede Ihrer Asche - Gewidmet von Familie Braun Neicken 1918. 

Ein betont karges Kreuz beim Reinartzhof.

Die 2. Etappe des Eifelsteigs führt zwischen Roetgen und Mützenich an der Ruine des Reinartzhofs vorbei. Wenn man diese Strecke zu Fuß geht, bekommt man ein Gefühl für die Einsamkeit der Region und auch dafür, welche Bedeutung die kleine Ansiedlung für Reisende in der Vergangenheit hatte.

GPS-Daten des Reinartzhofs 50.6101513952601, 6.167709072101175